Digitalisierung in Betrieben wird oft ohne Einbindung der Beschäftigten vorangetrieben bzw. werden bestimmte Gruppen wenig einbezogen. Ziel des Projektes ist es daher, partizipative Ansätze zu entwickeln (analog und digital), um digitale Veränderungsprozesse aktiv im Sinne der Beschäftigten zu gestalten und hier insbesondere auf eine ausgeglichene Beteiligung von Frauen und Männern zu achten. Dazu wurden gemeinsam mit Beschäftigten, Betriebsrät*innen, Personal-, IT- und/oder Genderverantwortlichen aus drei sich beteiligenden Unternehmen verschiedene Ansätze entwickelt und erprobt. Die gemachten Erfahrungen und weitere Gestaltungsideen werden hier aufbereitet, um praktische Anregungen für eine geschlechtergerechte und diverse Gestaltung digitaler Änderungsprozesse bereitzustellen.
Dieses Projekt wurde im Rahmen des Digitalisierungsfonds der AK Wien realisiert. Die Projektidee wurde im Rahmen der Dialogreihe der AK Wien und der ÖBB namens „Digitalisierung gestalten“ entwickelt und wird von L&R Sozialforschung in einer Kooperation mit dem AIT (Austrian Institute of Technology) umgesetzt.
Die sich beteiligenden Unternehmen sind die Technische Universität Wien,
die ÖBB Holding und WienCont.
Diese Studie wurde durchgeführt von:
Dieses Projekt wird im Rahmen des AK Digitalisierungsfonds gefördert:
FAKTEN & ZIELE
Talk about IT!: das Projekt im Überblick
Digitalisierungsprozesse in Unternehmen finden oft ohne Einbindung von (weiblichen) Beschäftigten und Betriebsrät*innen statt, sondern werden von Management bzw. IT-Abteilungen vorangetrieben. Dass sich unter diesen Umständen viele Beschäftigte vom digitalen Wandel „getrieben“ fühlen, zeigt sich in rezenten Studien, die den Blickwinkel der Beschäftigten in den Mittelpunkt stellen (Bergmann et al 2019, Gerdenitsch & Korunka, 2019).
Für dieses Projektes konnten drei namhafte Unternehmen gewonnen werden, die gemeinsam mit L&R Sozialforschung und dem AIT erprobten, wie Digitalisierungsprozesse mit und im Sinne der Beschäftigten gestaltet werden könnten. Dazu wurden in jedem der Unternehmen gerade aktuell laufende Digitalisierungsvorhaben identifiziert und Beschäftigtengruppen ausgewählt, die von diesen Vorhaben betroffen, aber nicht immer explizit in Änderungsprozesse eingebunden sind.
Zu diesen zählen teilzeitbeschäftigte Personen, Arbeiter*innen, Personen in Karenz, Office-Mitarbeiter*innen oder Personen mit einer (körperlichen) Behinderung.
Gemeinsam mit den Beschäftigten, Betriebsrät*innen, Personal-, IT- und/oder Genderverantwortlichen aus den drei sich beteiligenden Unternehmen wurden für den jeweils ausgewählten „Digitalisierungsfall“ Instrumente entwickelt und erprobt, wie die genannten Personengruppen besser in die Entwicklung und Anwendung einbezogen werden können.
Ergebnis dieser gemeinsamen Entwicklung und Erprobung sind sechs konkrete betriebliche Anwendungsfälle wie eine geschlechtergerechte und diverse Digitalisierungsgestaltung umgesetzt werden könnte.
Herzlichen Dank an die beteiligten Personen der TU Wien, den ÖBB und WienCont für die aktive Teilnahme an diesem Projekt!
Talk about IT! während Corona
Die Laufzeit des Projektes war Jänner 2020 bis März 2021 – womit das Projekt während des Höhepunktes der Corona-Pandemie, zwei Lockdownphasen und Phasen „lockerer“ Coronamaßnahmen umgesetzt wurde. All dies hatte große Auswirkungen auf die inhaltlichen Fragestellungen, die bearbeitet wurden bzw. erst durch den Lockdown akut wurden – etwa die Notwendigkeit des Homeoffice oder die verstärkte Nutzung digitaler Technologien zur Verminderung von sozialen Kontakten – als auch die Methoden, die eingesetzt werden konnten, um eine partizipative Einbeziehung der Beschäftigten zu erproben. Statt partizipativer Workshops musste teilweise auf Online-Formate ausgewichen werden oder Erhebungsinstrumente in das Homeoffice zu den Beschäftigten geschickt werden. Dass dies möglich war, verdanken wir der großen Offenheit und dem Engagement der sich beteiligenden Unternehmen und Personen und auch der Offenheit der Arbeiterkammer, notwendige Umschichtungen im Projekt und Zeitverzögerungen zuzulassen.
Die spezifischen Fragestellungen im Rahmen der Fallbeispiele und auch die Methoden, die wir erproben konnten, sind also auch vor dem Hintergrund „Corona“ zu betrachten.
Fünf konkrete Anwendungsbeispiele
Im Folgenden finden sich die konkreten Anwendungsbeispiele, die im Rahmen des Projektes umgesetzt wurden. Aufgrund des notwendigen sensiblen Umgangs mit betriebsinternen Informationen werden die prinzipiellen Zugänge und Erfahrungen skizziert und nicht detailliert auf konkrete Ergebnisse eingegangen.
Auch auf dieser eher allgemeinen Ebene wird deutlich mit wie viel Engagement die Beschäftigten, Projektverantwortliche und Betriebsrät*innen bei der Sache waren und wie reichhaltig die Erfahrungen sind, die aus einer Einbindung der Mitarbeiter*innen zu gewinnen sind bzw. welche Erkenntnisse in vielen Fällen auf der Strecke bleiben, wenn Mitarbeiter*innen nicht eingebunden werden.
Folgende Beispiele wurden umgesetzt:
KOOPERATIONSPARTNER*INNEN
SOUNDING BOARD
Hier finden Sie eine Sammlung an partizipativen Gestaltungsinstrumenten (analog und digital), um aktuell ablaufende Digitalisierungsvorhaben in Ihrem Betrieb, unter Einbindung von und im Sinne der Beschäftigten zu gestalten. Ein zentrales Augenmerk wurde dabei auf eine ausgeglichene Beteiligung von Frauen und Männern gelegt. Teilweise wurden die Methoden im Rahmen des vorliegenden Forschungsprojektes getestet, teilweise wurden sie mit weiteren Ideen und Anregungen ergänzt.
Moderationskonzepte
Bei einer kleineren Gruppe von Beschäftigten kann der Austausch im Rahmen eines Workshops dazu beitragen, dass ein gemeinsames Problemverständnis erarbeitet wird oder ein Austausch darüber erfolgt, welche Wünsche hinsichtlich der Gestaltung eines bestimmten Digitalisierungsvorhabens bestehen.
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wie ein Workshop gut moderiert werden kann, unterschiedliche Beteiligte eingebunden und welche kreativen Techniken eingesetzt werden können.
Betriebliche Befragungstools
Ein Befragungstool ermöglicht es in anonymer Form zu erfahren, wie Beschäftigte ihre Arbeit erleben, was ihre Meinungen, Gedanken und Gefühle zu einem bestimmten Thema sind, was sie als gut empfinden und was als weniger gut. Diese Methode ist besonders dann sinnvoll einzusetzen, wenn Sie die Bedürfnisse einer Vielzahl an Mitarbeiter*innen mit begrenzten Mitteln erfassen möchten.
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Ideen zur Umsetzung.
Bewertung digitaler Änderungsprozesse
Der Fokus dieser Methode sollte vor allem auf einem leichten, wenig textbasierten Zugang und auf einer zeitnahen Bewertung des Arbeitsalltags liegen. Konkret soll möglichst zeitnah ein gewisser Sachverhalt des Arbeitsalltags, zum Beispiel in Form eines neuen digitalen Tools, mittels unterschiedlicher spielerischer Techniken bewertet werden.
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Anregungen dazu.
L&R Sozialforschung beschäftigt sich seit knapp 30 Jahren mit angewandten Forschungen rund um Arbeitsmarkt, Gleichstellung und Sozialpolitik. In den letzten Jahren ist das Thema Digitalisierung in all seinen Facetten ein wichtiges Forschungsthema geworden. Welche positiven wie negativen Auswirkungen für welche Gruppen zeichnen sich ab? Wie kann Digitalisierung gestaltet werden, dass sie zum Vorteil unterschiedlichster Gruppen wird?
Das AIT Austrian Institute of Technology ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung und ist unter den europäischen Forschungseinrichtungen der Spezialist für die zentralen Infrastrukturthemen der Zukunft. Als Ingenious Partner der Wirtschaft und öffentlicher Einrichtungen erforscht und entwickelt das AIT schon heute die Technologien, Methoden und Tools von morgen für die Innovationen von übermorgen.
Von digitalen Veränderungen im Unternehmen erfahren betroffene Beschäftigte oft erst am Schluß. Werden diese aber frühzeitig eingebunden und können mitgestalten, liegt der Mehrwert auf der Hand: es führt zu praxistauglichen, bedarfsgerechten Lösungen und mehr Zufriedenheit.
Eine Kollaborationsplattform lebt von der Beteiligung möglichst vieler. Um unsere Zielgruppe und deren Bedürfnisse noch besser zu verstehen, wurden wir im Rahmen des Projekts "Talk about IT" durch eine Befragung und einen Workshop unterstützt. Wir konnten daraus viel für die zukünftige Weiterentwicklung unserer Plattform ableiten.
Gemeinsam kann man mehr bewegen.
Durch die Nutzung neuer digitaler Technologien verändert sich die Art und Weise, wie Arbeit gestaltet ist. Dies bringt bestimmte Besonderheiten mit sich, zum Beispiel Kommunikation und Koordination in virtuellen Teams, Arbeitsplatzunsicherheit, Flexibilität und Struktur im Arbeitsalltag sowie Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben.
Die zunehmende Digitalisierung von Arbeit betrifft alle in einem Betrieb arbeitende Personen, deshalb schafft es ein Unternehmen idealerweise auch, all diese Personen bei solch digitalen Veränderungen aktiv teilhaben zu lassen. Um das zu ermöglichen, muss gerade für zumal oft übersehene Gruppen ein besonderes Bewusstsein geschaffen werden.
Die Digitalisierung vieler Bereiche kommt - und wir müssen sie gestalten. Wer dabei einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mehrwert schaffen möchte, muss Umsetzungsprojekte an den Bedürfnissen und Ideen aller Beteiligten ausrichten.
Beim ersten Lockdown hatten wir Glück, mit der Technik schon einen Schritt voraus zu sein. Eine Kollaborationsplattform war bereits installiert und einsatzbereit. So konnten wir grundlegende Funktionen bereitstellen: schnell und einfach organisations-übergreifend zu publizieren, Teams zu koordinieren, Wissen zu teilen und gleichzeitig Feedback einzuholen.
Aufgrund der stetigen Weiterentwicklung von Technologien wird es nicht mehr nur die Frage sein, was wir alles entwickeln können, sondern wie wir es in Unternehmen integrieren können, sodass die Mitarbeiter*innen davon profitieren können. Dabei ist es eine Voraussetzung sie aktiv im Entwicklungsprozess miteinzubinden, um gemeinsam Lösungen zu schaffen.
Eine digitale Plattform als zentrale Informationsquelle und Wissensbasis ist nur erfolgreich, wenn die Mitarbeiter_innen wissen, wie sie damit umgehen können. Es ist wichtig die TU Mitarbeiter_innen mit einem umfangreichen Support Angebot zum Selbstlernen zu motivieren und zur digitalen Zusammenarbeit zu befähigen.
Im Zuge der Digitalisierung im Unternehmen ist es wichtig die Mitarbeiter*innen – vor allem die weiblichen – aktiv am Änderungsprozess teilhaben zu lassen.
Fühle ich mich in meinem Umfeld wohl, macht auch die Arbeit mehr Freude.